Gautschen – feierlicher Initiationsritus der Druckindustrie
Aufeinandertreffen von Tradition und Gemeinschaftssinn, Reinigung und freudiger Neuanfänge.
Die Bedeutung hinter dem feierlichen Akt des Gautschens, einem jahrhundertetalten Ritual, bei dem Wasser eine zentrale Rolle spielt.
Seit dem 15. Jahrhundert nehmen Buchdrucker und Schriftsetzer ihre Lehrlinge nach Abschluss der Lehrzeit mit der Tradition des Gautschens in ihren Kreis auf.
Ursprünglich aus studentischen Verbindungen entstanden, hat sich dieses feierliche Ritual zu einem Symbol für den Zusammenhalt und die Werte der studentischen Gemeinschaft entwickelt. Beim Gautschen werden neue Mitglieder in diese Gemeinschaft aufgenommen und gleichzeitig auf humorvolle Weise auf den Ernst des Lebens vorbereitet.
Das Wasser gilt als Symbol der Reinigung und soll alle Sünden und Lasten des bisherigen Lebensweges wegspülen. Dieser symbolische Akt markiert den Übergang in einen neuen Lebensabschnitt, der mit neuen Herausforderungen, aber auch mit Kameradschaft und Gemeinschaftssinn verbunden ist.
Zum Gautschakt gehören der Gautschling, der Gautschmeister, der erste und zweite Packer sowie der Schwammhalter. Als Zeugen sind auch Familie, Freunde und Mitarbeiter anwesend, die ihre Anwesenheit durch ihre Unterschrift auf dem Gautschbrief bekunden. Während des Aktes hält der Gautschmeister eine Ansprache an den Jünger und die Zuschauer.
Das Gautschen ist aber nicht nur ein ritueller Akt, sondern auch ein Moment des Zusammenkommens und der Freude. Oft wird dieser besondere Tag von einem Fest begleitet. So auch bei uns: Diesen Sommer hat unsere Lernende Kim Wohlgemuth
ihre Lehre als Polygrafin EFZ erfolgreich abgeschlossen. Da durfte die «Gautschete» natürlich nicht fehlen und auch Kim kam in den Genuss der Wassertaufe.